Fasten und Verzicht – Religion, Motivation und Veränderung

Sieben Tage dauert die christliche Fastenzeit nun schon an. Manch einer hat sein Fasten sicher schon gebrochen, andere halten eisern durch. Die Dinge die wir fasten sind ganz unterschiedlich: Fleisch, Alkohol, Social Media, schlechte Gesellschaft… Die Liste ließe sich wohl ewig fortführen. Ganz verschieden sind auch die Beweggründe des Fastens.

Historisch gesehen ist das Fasten wohl immer wieder auf verschiedene religiöse Gebote zurückzuführen. Fasten dient in den Religionen häufig als Form der Buße: Wir als Mensch büßen für das Leid, das andere für uns aufgenommen haben. Andersherum beschreibt das Fasten im Buddhismus den Weg zur Erleuchtung. 

Unabhängig davon, wie man selbst das Fasten im religiösen Sinne erlebt, führt es immer zu einem zentralen Ziel: Durch unseren Verzicht und die uns selbst auferlegte Last während des Fastens, wachsen wir als Menschen und gehen gestärkt und gereinigt aus dieser Zeit hervor. 

Ob unsere Beweggründe religiöser Natur sind, wir diese eher als „gesunden Menschenverstand“ sehen wollen, oder wir durch das Fasten zum Beispiel Gewicht verlieren wollen spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Auch geht es in moderner Sicht weniger darum, uns selbst eine Geißel aufzuerlegen, sondern auf das zu verzichten, was wir für uns selbst oder für andere als schädlich empfinden. Unter diesem Gesichtspunkt macht es durchaus Sinn, über einen gewissen Zeitraum Fleisch, Alkohol oder Süßigkeiten wegzulassen. Wenn wir unseren Heißhunger- oder Durst stetig überwinden können, stellen wir sehr schnell fest: Der Verzicht übt sich positiv auf Körper und Wohlbefinden aus. Das Opfer, welches dafür gebracht wird, ist objektiv betrachtet meist überschaubar. Auch, wenn das Ergebnis hinterher nicht lautet: „Ich verzichte von jetzt an komplett auf diese Dinge“, so reduzieren doch viele Menschen nach so einer Fastenerfahrung ihren Konsum deutlich. 

Nun schreiben wir hier nicht über religiöse Belange, sondern darüber, was im Repair-Café passiert. Und das ist in unseren Augen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Denn wir setzen uns dafür ein, dass ein Umdenken in der Gesellschaft dahingehend stattfindet, schonend und nachhaltig mit wertvollen Ressourcen umzugehen. Wir wollen nicht, dass die Menschen komplett auf elektronische Geräte verzichten, das würde ja überhaupt nicht funktionieren. Wir denken jedoch, dass eine kritische Sicht auf die eigenen Verhaltensweisen nicht schaden kann. 

Ähnlich wie beim Fasten kann sich nach einem Besuch im Repair-Café der Gedanke einstellen, mal etwas weniger von dem zu produzieren, zu kaufen oder sinnlos wegzuschmeißen, was uns und anderen schadet. Schritt für Schritt ebnen wir uns so den Weg in ein Morgen, in dem wir leben wollen.