Neues aus der Welt der Reparatur-Initiativen 7/2021

Liebe Reparatur-Initiativen, -Aktive und -Interessierte,

sowohl das Sommerwetter als auch das aktuelle Pandemiegeschehen ermöglichen derzeit Reparaturveranstaltungen. Wir freuen uns, dass wieder gemeinschaftlich repariert werden kann und drücken die Daumen, dass das möglichst lange so bleibt! Die Themen im Juli entstammen diesmal Kooperationen, an denen das Netzwerk Reparatur-Initiativen beteiligt ist – zwei Forschungsprojekte, die wir als Praxispartner begleiten, sowie das Vernetzungsangebot „Reparieren verbindet“ zusammen mit dem Verbund Offener Werkstätten. Das sind nur drei Beispiele für vielfältige Kooperationen. Indem wir mit unterschiedlichen Akteuren kooperieren, verbreiten wir das gemeinschaftliche Reparieren in weiteren Kontexten und Netzwerken, machen es sichtbarer und sorgen dafür, dass es zum „neuen Normal“ wird.  

Forschungsprojekt sucht Mitwirkende

Beim Reparieren kümmern wir uns um defekte Alltagsgegenstände und lernen vielleicht auch, vorsorgend pfleglicher mit ihnen umzugehen. Kann diese Haltung also Ausdruck einer globalen Solidarität sein, weil wir dadurch Ressourcen schonen, Lebenszyklen verlängern und den Raubbau an Natur und Menschen verringern? Dieser Frage widmet sich ein Forschungsprojekt der TU Berlin namens CaReSo, abgekürzt von Care & Repair – Fürsorge für Gegenstände als neue Form der Verantwortungsübernahme und globalen Solidarität. Nun suchen die Forscher*innen 15 Personen, die in den kommenden sechs Monaten anfangen und lernen möchten, ihre Alltagsgegenstände zu reparieren – indem sie regelmäßig Reparaturcafés besuchen, an Online-Reparaturveranstaltungen teilnehmen und/oder mit Online-Anleitungen sich eigenständig Reparaturfähigkeiten aneignen.

Wir bitten Reparatur-Initiativen, unter ihren Gästen geeignete Personen anzusprechen und den Kontakt mit uns herzustellen. Schreibt uns dazu an reparieren@anstiftung.de!
Weitere Informationen zum Forschungsvorhaben hier.

 

Broschüre „3D-Druck & -Reparatur“ bestellbar

3D-Druck kann ein wirksames Hilfsmittel beim Reparieren sein. Ersatzteile, die nicht mehr zu bekommen oder unverhältnismäßig teuer sind, lassen sich kurzer Hand selbst herstellen. Mehr noch, man kann Schwachstellen des Originalteils ausbessern und so ein besseres Funktionsteil erhalten. Aber wie komme ich vom kaputten Ersatzteil zum 3D-gedruckten? Am besten mit vereinten Kräften! Akteur*innen aus offenen Werkstätten haben das Know-how im 3D-Druck, Reparateur*innen aus Reparaturcafés sind Reparaturkundige. Das Projekt „Reparieren verbindet“ vernetzt sie miteinander und erleichtert den Einstieg in die 3D-Reparatur. Die Infobroschüre des Projekts wurde neu aufgelegt und kann ab sofort kostenfrei bei uns bestellt werden.

Bestellung Broschüre „3D-Druck & -Reparatur“

Weitere Informationen zu „Reparieren verbindet“ inkl. Vernetzungskarte (Wer auf der Netzwerkplattform im Userprofil „3D-Druck“ ausgewählt hat, erscheint automatisch auf der Vernetzungskarte!)

 

Reparieren für eine bessere Gesellschaft

Seit 2018 sind wir Praxispartner im Forschungsprojekt „RePair Democracy“ der Hochschule München: Das Projekt geht der Frage nach, inwiefern u.a. Reparaturcafés und Offene Werkstätten als Orte demokratischer Praktiken verstanden werden können und dadurch auch in anderen Kontexten demokratische Haltungen aktivieren können. Aus den bereits geführten Interviews stammt folgendes Portrait eines Reparierenden: „Christian Fuchs ist ein Reparateur wie aus dem Bilderbuch – wenn die Sozialfigur des Reparateurs in unserer Gesellschaft eine Rolle spielen würde. Er arbeitet mit unterschiedlichen Materialen in verschiedenen handwerklichen Disziplinen und bezieht dafür keinen Lohn. Christian ist nicht lohnabhängig beschäftigt und tut der Gesellschaft Gutes, indem er defekte Dinge wieder instand setzt und so vor ihrer Entsorgung rettet. Gleichzeitig wird damit verhindert, dass noch unversehrte Ressourcen dem Boden entnommen werden. Die Basis für ein gutes Leben ist laut Christian die Reduktion von Stoffwechsel mit der Natur. Mit Stoffwechsel ist die Entnahme und Umwandlung natürlicher Ressourcen zu Kulturgütern wie Konsumprodukten oder Häusern gemeint. […]“

Den Gastbeitrag gibt’s in voller Länge auf unserem Blog. 

 

Herzliche Grüße aus der anstiftung senden

Tom Hansing, Ina Hemmelmann und Linn Quante